
16
Dec
2007
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- Veröffentlicht: 16. Dezember 2007
Die guerilla-elements®-Philosophie behandelt auch den Begriff des Umwegs in einer neuen Sichtweise. Die Pflicht zum Umweg kennen wir z.B. aus klassischen Ideenfindungs-Techniken wie der „Lexikonmethode“. Was uns hilft, Ideen zu generieren, kann uns auch für manches taktische Vorgehen behilflich sein. Nicht dass wir den geraden Kurs verteufeln sollten und stattdessen den wankelmütigen Schlenkerkurs nehmen, aber immer dann, wenn die Gerade als kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten nur mit großem Aufwand zu beschreiten wäre, bietet es sich an, eine Alternativroute durchs Dickicht zu suchen.

1. Umwege erhöhen die Ortskenntnis
Wir müssen uns vor Augen führen, dass es im Marketing darum geht, das Ziel zu erreichen (und zwar so ökonomisch wie möglich) und nicht darum, uns selbst als unnachgiebige, geradlinige Kämpfer zu profilieren. Der Guerilla stellt sich in den Dienst der Sache und macht sie sich nicht für seine privaten Profilierungsneurosen zunutze. Ich habe erlebt, wie Manager „ihren Weg“ ohne Rücksicht durchgezogen haben - koste es was es wolle - im schlimmsten Fall die Existenz des Unternehmens. Kenichi Ohmae, der bekannte japanische Marketingstratege geht sogar noch einen Schritt weiter - am besten sei es, zu gewinnen, ohne kämpfen zu müssen. Wer sich hauptsächlich in der Auseinandersetzung mit seiner Konkurrenz definiert, verliert etwas aus den Augen, das noch wichtiger ist - den Kunden. Viele fernöstliche Kampfsportarten bauen auf diese Weisheit auf. Das Weiche besiegt das Harte, weil es dem Harten ausweicht, es ins Leere laufen läßt, während es selbst einen schnellen Umweg in Kauf nimmt, um dann im Rücken des Gegners zu stehen. Die Entscheidung zwischen geradem Weg oder Umweg muss aus der Abwägung von Aufwand und Nutzen erfolgen. Selbst in Anbetracht des Zeitfaktors muss dabei der Umweg nicht unbedingt schlechter abschneiden - nach dem Motto „lieber 100 Meilen ohne Feindkontakt vorrücken, als 20 km in massivem Gefecht!“ Die Alternative „Umweg“ muss ausdiskutiert und als strategische Planung vorliegen - selbst dann, wenn man sich für den geraden Weg entschieden hat. Denn wer weiß, ob man nicht auf dem Weg auf Schwierigkeiten stößt und man froh wäre, einen Plan B in der Tasche zu haben. Ein Unternehmen, das die guerilla-elements®-Philosophie lebt, versucht, in den Köpfen seiner Entscheider das Denken in Alternativen zu verankern. Ein wichtiger Schritt dahin ist aber auch die Etablierung einer Fehlerkultur. Wo Fehler zugegeben werden dürfen, kann auch aus ihnen gelernt werden.

2. Stilles Überleben in einer lauten Welt.
Wer nicht die Konfrontation sondern seinen Weg sucht, wird zwangsläufig in unserer lauten Welt nicht in die Schlagzeilen kommen oder als Superstar gefeiert werden. So scheint es manchmal, dass die oberflächliche, auf einem Tiefstniveau angekommene Medienlandschaft eher dem Extrovertierten Beifall und Aufmerksamkeit schenkt als dem Introvertierten. Das Extreme, Exzentrische und Egozentrische wird gefeiert und als Ideal dargestellt. Das Verhaltensmuster des Guerilla wird in einer derart geprägten Öffentlichkeit kaum Beachtung finden. Soll es ja auch nicht. Einer der entscheidenden taktischen Vorteile des Guerilla ist es ja auch, etwas anzustossen, zu bewegen und zu bewirken, ohne selbst wirklich sichtbar zu sein. Denn Sichtbarkeit erhöht die Angriffsfläche. Und vermindert die eigene Beobachtungsgabe. Wer auf der Bühne steht und von allen Scheinwerfern angestrahl wird, ist zwar gut sichtbar - selbst sieht er allerdings kaum mehr etwas. Sein Bewegungsradius ist extrem eingeschränkt, seine scheinbare Macht eine medienpolitische Posse. Guerillas sind Regiesseure, nicht Schauspieler.

3. Der kybernetische Ansatz.
Diese bekannte Aussage von Schmetterlingsflügeln und Wirbel-stürmen aus der Chaos-Forschung und der Kybernetik will zum Ausdruck bringen, dass in unserem hochkomplexen Universum alles mit allem in irgendeiner Weise verknüpft ist. Es ist unmöglich, ein Element dieses Systems zu verändern, ohne eine Kettenreaktion von mehr oder weniger sichtbaren bzw. spürbaren weiteren Veränderungen auszulösen - oft an völlig unerwarteter Stelle. Die guerilla elements®-Philosophie versucht deshalb auch dafür zu sensibilisieren, dass angestoßene Veränderungen weiter gedacht (planerisch vorweg-genommen) werden müssen, als nur bis zum Ende des Tages. Der Guerilla ist sich darüberhinaus auch bewusst, dass er als „Steuermann“ dieser Veränderung (kybernetischer Grundsatz) nicht außerhalb des Systems steht sondern stets auch Teil des Systems ist, das er zu verändern versucht. Die Welt ist kein Labor.
"Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann einen Hurricane auslösen."