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Wenn man von seinen drei Lieblingsfrauen eine Whisky-Tasting-Tour auf die schottische Insel Islay (gesprochen: "Aila") geschenkt bekommt, muss man 1. den Terminkalender für vier Tage leerräumen, 2. die Flugangst überwinden und 3. eine Urinflasche besorgen. Letzteres war für den Notfall gedacht, denn in der kleinen einmotorigen Cessna Cargomaster, mit der wir von Hohenems direkt nach Schottland flogen, gab es keine Toilette. Organisiert hatte die Tour der Whisky- und Rum-Papst und Spar-Händler Franz-Josef Fleisch, der mit seinem riesigen Sortiment dieser auserlesenen Spirituosen im Ländle seit Längerem für Furore sorgt. Um den Kult des edlen Gerstenbrands seinen Kunden hautnah zu vermitteln, bietet er diese Touren in die Heimat des Whiskys an. Mit neun Scotch-Liebhabern, zwei Piloten und Franz-Josef an Bord starteten wir am Montag, den 20. April Richtung Insel.

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Nach ca. 5 Stunden Flug und einem kurzen Tankstop schwebten wir bei Traumwetter an der herrlichen Küste von Islay vorbei und konnten so vorab schon aus der Luft einen Blick auf die drei Distillerien Ardbeg, Laphroaig und Lagavulin erhaschen. Wenig später bezogen wir unser Quartier im komfortablen Bowmore House. Am Nachmittag stand bereits der Besuch der Distillerie Bowmore auf dem Programm, zu der wir zu Fuß laufen konnten. Als passionierter Whisky-Connaisseur weiß man zwar, wie aus Gerste Whisky wird, aber im Detail lernte man dann bei der Führung doch noch einiges dazu. Vorallem die großen Brennblasen beeindruckten bei jedem der insgesamt neun Distillery-Besuchen (inkl. Tastings). Woher die Millionen von Sherry-, Bourbon- und Rotwein-Fässer herkommen, in denen guter Scotch gelagert wird, blieb mir zwar bis heute ein rechnerisches Rätsel, aber die Keller mit den Jahrgangsfässern beeindruckten trotzdem. Das älteste Cask bei Bowmore stammte aus dem Jahr 1965 (meinem Geburtsjahr) - eine Probe gab's davon aber leider nicht.

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Das für Schottland ungewöhnlich sonnige und warme Wetter verwöhnte uns währen des gesamten Aufenthalts. Und das Thema "Whisky" wird hier zelebriert wie eine Religion. Kaum ein Lebensbereich bleibt davon verschont. Selbst die Handwasch-Seife im Hotelzimmer beinhaltet (in welcher Form auch immer) Whisky.

Unserem Gastgeber Timothy und seiner Frau im wunderschönen Bowmore House sei's gedankt, dass wir zum Frühstück die nötige "Unterlage" für unsere Whisky-Tastings erhielten. Denn - wie es sich für Schottland gehört - gab's zum Frühstück u.a. Rühreier, Speck, Würstel und Blutwurst - der berühmte "Black Pudding".

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Am Dienstag statteten wir vor dem ersten Distillery-Besuch einem typischen "peat-field" einen Besuch ab und übten uns im Torf-Stechen. Mit dem Torf wird die Gerste gedarrt und "geräuchert". Auf der Weiterfahrt beeindruckte die von tausenden vierbeinigen Mährobotern auf 4cm gestutzten Wiesen. So sieht die liebliche Landschaft aus wie ein einziger Golfplatz. Bei der Distillery Lagavulin (einer meiner Lieblings-Whiskys) wurde dann beim Warehouse-Tasting nicht gegeizt. Kellermeister Ian präsentierte uns sieben unterschiedlich alte Single-Malts. Franz-Josef "saugte" den 25jährigen aus dem Fass. Und das Probieren setzte sich bis zu einem Whisky aus dem Jahr 1966 fort (na ja, doch noch fast mein Geburtsjahr).

Nach dem Lunch im Restaurant Ardbeg, gab's in der Distillerie gleichen Namens eine Tour mit anschließendem Tasting. Auch hier beeindruckend, wie der Betrieb seine Marketingstory präsentiert und den Kult um das "Lebenswasser" (die gälische Herleitung des Begriffs Whisky bedeutet so viel wie Wasser des Lebens) zelebriert. Beim nächsten Whisky-Brenner Laphraoig nutzte ich die Chance, in der Tennen-Mälzerei eine Nahaufnahme der keimenden Gerste zu machen. Diese wird dazu vorher befeuchtet. Denn nur beim Keimen entstehen die wichtigen Enzyme, die dafür sorgen, dass die im Getreide enthaltene Stärke zu Maltose (Zucker) umgewandelt wird. Und der wird später zu Alkohol. (Brav aufgepasst, setzen, eins). Die meisten Distillerien schaffen es, trotz ihrer automatisierten Prozesse (man sieht kaum Mitarbeiter) Stimmung für ihr Produkt zu machen. Wehmutstropfen bleibt vielmals, dass die meisten der schottischen Distillerien inzwischen zu großen Multis gehören - wie z.B. Laphroaig mit seiner Mutter, dem japanischen Suntory-Konzern.

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Eine beeindruckende Wanderung zum "Mull of Oa" - eine Gedenkstätte an der Steilküste war dann schließlich für viele in der Gruppe das Highlight des Tages. Das Bild ganz oben in diesem Bericht vermittelt einen ungefähren Eindruck dieses außergewöhnlichen Plätzchens über dem Meer. Und auf der Rückfahrt amüsierten sich alle über meine Begeisterung für englische Telefonzellen, die - trotz Handy-Zeitalter - auch in den abgelegensten Winkeln der Insel mit ihrem roten Anstrich wacker die alte kabel-gebundene Kommunikation hochleben lassen.

Am Mittwoch führte uns der erste Weg per Fähre auf die Nachbarinsel Jura, wo es außer einigen Farmen und der Distillerie eigentlich nur noch zwei mächtige Berge gibt, die aber aufgrund giftiger Schlangen auf Jura, kaum zum Erwandern einladen. Der Ausflug eines englischen Oldtimer-Clubs mit etwa 12 originalen Tin Lizzies ließ bei uns natürlich sofort die Kameras klicken. Wieder zurück auf "unserer Insel" besuchten wir die - ziemlich industriell und unpersönlich wirkende - Brennerei Caol Ila. Das unbegreifliche Fotografier-Verbot und Mitarbeiter, die starr vor ihren Schaltpulten verharrten (Zitat Michael: "Der Seestern am Strand bewegt sich mehr wie die Mitarbeiter bei Caol Ila") ließen uns relativ rasch weiterziehen. Die Distillery Bunnahabhain - in einer idyllischen Bucht gelegen - nahmen wir praktisch beim Vorbeifahren noch per Blitz-Tasting mit, um dann - fast zu spät - bei Bruichladdich aufzutauchen. Die schnelle Führung und ein abgekürztes Tasting waren im Prinzip O.K., denn eigentlich hatten alle schon wieder Hunger. Und den stillten wir im "Port Charlotte Hotel" - inkl. Live-Musik.

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Der letzte (halbe) Tag auf Islay war im Vergleich zu den Vortagen eher gemächlich, aber auf keinen Fall weniger beeindruckend. Franz-Josef führte uns zur faszinierenden Küste von "Machir Bay" - Sanddünen und ein Strand wie Puderzucker. Und die beim Steine- und Muschelsammeln entdeckte grüne Glasscherbe wurde natürlich unweigerlich einer Whisky-Flasche zugeordnet. Eh klar...in Schottland. Danach besuchten wir die kleinste und jüngste Distillerie der Insel - Kilchoman (gegründet 2005). Im Vergleich zu den industriellen Wettbewerbern ist Kilchoman ein Kleinbetrieb mit angeschlossener Landwirtschaft. Der Inhaber ist hier noch ein Mensch aus Fleisch und Blut und alle Zutaten des Whiskys sind 100% made in Islay (sogar die Gerste). Auch die Flaschen-Abfüllung konnten wir nur in diesem kleinen Betrieb sehen.
Ich darf wohl für alle in der Gruppe sprechen, dass uns der Abschied von der Insel sehr schwer fiel. Trotzdem hoben wir pünktlich um 12.00 uhr vom Flughafen Port Ellen ab und landeten fünf Stunden später in Hohenems. Ich hab's sehr genossen und möchte mich bei der feinen Reisetruppe, unseren Piloten Michael und Alex und vorallem bei Franz-Josef für die einzigartigen Erlebnisse bedanken.

Noch mehr Bilder zur Whisky-Tasting-Tour gibt's hier zu sehen:
Die Fotos in der nachfolgenden Bildergallerie stammen von mir und von Eugen Broger, Günter Vonblon, Johannes Wilhelm, Markus Schmid, Michael Mayer und Veit Steinmann - Danke für die Zurverfügungstellung

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