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Veröffentlicht: 22. August 2013
lindauer sozialprojekt bricht mit einem alten muster. Seit vielen Jahren engagiert sich das Unternehmen Chance in Lindau dafür, arbeitslosen und benachteiligten Menschen in unserer Gesellschaft zu helfen. Die von verschiedenen Institutionen geförderte gemeinnützige Gesellschaft betreibt in der von-Behring-Straße einen Second-Hand-Laden, eine Schreinerei, eine Polsterei und eine Fahrrad-Werkstätte. Beim letzten Besuch stolperte ich nun sogar über einen schlichten aber zweckmäßigen Kiefer-Sarg, der im Ausstellungsraum für rund 250,- Euro angeboten wird. "Warum nicht", dachte ich bei mir und lobte die Geschäftsführerin Claudia Rist für diesen mutigen Schritt. Aus Erfahrung in der eigenen Verwandtschaft weiß ich, wie kostspielig so eine Beerdigung werden kann und wie teuer Särge sind, die oft genug dann ja doch nur verbrannt werden. Und ebenso weiß ich, welche Gratwanderung dieser Schritt für das Kaufhaus Chance bedeutet, weil man damit garantiert bei der Zunft der Bestattungsunternehmen aneckt und andererseits manche Besucher des Ladens ehtisch vor den Kopf stößt. Der Tod und alles was damit zusammenhängt ist in unserer Gesellschaft leider längst institutionalisiert worden und aus dem Alltag verdrängt. Da passt der lässig im Ausstellungsraum des Second-Hand-Ladens lehnende Sarg samt Deckel scheinbar nicht in die Weltanschauung. Wobei natürlich gesagt werden muss, dass diese letzte Ruhestätte nicht "aus zweiter Hand" stammt sondern in der Werkstätte des Kaufhaus Chance gefertigt wurde.

"Es sind genau solche einfachen Konstruktionen, die unsere Jugendlichen gut zimmern können", sagt Claudia Rist und legt Wert darauf, dass die Sache mit dem Sarg nie als "Verkaufsschlager" gedacht war, sondern eigentlich aus einer Notsituation entstanden ist. Als ein Mitarbeiter unerwartet verstarb und weder Angehörige noch Geld vorhanden war, entschloss man sich, dem Verblichenen in der eigenen Werkstätte einen kostengünstigen Sarg zu zimmern. Und genau für derlei Klientel - sprich Menschen, die sich einen üblichen Sarg nicht leisten können - ist dieses Produk auch gedacht. Inzwischen hat man sich mit einem ortsansässigen Beerdigungsunternehmen auch dahingehend geeinigt, dass der Kaufhaus-Chance-Sarg, mit dem sozial schwache Kunden beim Bestatter anrücken, von diesem noch mit dem nötigen "Innenleben" ausgerüstet wird und auch alles weitere für die Beerdigung abgewickelt wird. So entsteht eine Win/Win-Situation sogar im letzten Kapitel des Lebens und eine würdige Bestattung wird auch für die finanziell schlecht gestellten Menschen in unserer Gesellschaft leistbar. Wer sich seine "letzte Kiste" schon zu Lebzeiten sichern möchte, dem bietet Claudia Rist und ihr Team an, den Korpus des Sargs mit Regalbrettern z.B. zu einem Weinregal zu machen. So erfüllt das gute Stück lange vor seiner letzten traurigen Aufgabe noch einen heiteren, wohltuenden Zweck. Für mich ist dies ein Beispiel, wei ein mutiger, pragmatischer "Musterbruch" etwas zum positiven verändert. Gratulation an das Kaufhaus Chance.
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