
27
Jun
2019
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- Veröffentlicht: 27. Juni 2019

von diesen gibt es denn auch reichlich zu sehen .... und zu hören, wenn sie in cafés und bars von ihren coolen jobs in internationalen firmen erzählen. überhaupt scheint die landessprache in berlin inzwischen englisch zu sein. das ur-berlinerische "ike" bekommt man nur noch ganz selten zu hören. bei den restaurants sieht's ähnlich aus. hauptsächlich vietnamesische (gleicht fast einer totalinvasion in manchen stadtteilen), türkische und italienische speisen werden feilgeboten. ich erinnere mich, wie ich vor vielen jahren - in einer deutschen großstadt wohnend - stolz von der riesen auswahl an internationalen restaurants geschwärmt hab. heute hat sich das blatt gedreht und man sucht - auch in berlin - fast vergeblich typische bodenständige, einheimische küche. gefunden haben wir es z.b. am prenzlauer berg. dort führt conny in der stargarder straße 64 mit ihrem mann eine typische eckkneipe mit kleiner aber leckerer speisekarte. so konnte ich nach jahrzehnten endlich wieder klopse essen, die ich bei meiner großmutter (aus ostpreußen) zu schätzen gelernt hatte. absolut empfehlenswerter stop für hungrige berlinbesucher.

und manche pizzeria in berlin hat so gar nichts mit dem üblichen "oh sole mio"-krampf am hut. schwarz getünchte wände, eine reichlich tätowierte und gepiercte wirtin und im logo einen totenkopf (was natürlich keine rückschlüsse auf die qualität der servierten speisen zulässt).

natürlich sind wir auch des shoppens wegen nach berlin gereist. da wir versuchen, uns so weit wie möglich, fair, regional und ökologisch einzukleiden, waren wir in berlin natürlich genau richtig. in jedem viertel reihen sich - sofern man die üblichen touri-meilen verlässt - spannende shops aneinander. vorallem secondhand-shops (nun auf neudeutsch: vintage) haben es uns angetan. immer wieder ein hingucker sind dabei die vielen graffities, street-art-werke und kleinen alltags-kunstgegenstände, über die man in dieser faszinierenden stadt geradezu stolpert. auch bei den namen der shops und bars ist kreativität oberste pflicht (siehe beispiele hier).

und manchmal ist es sogar kreativ, einem selbst gebrauten bier keinen coolen namen zu geben, sondern einfach nur "bier" aufs etikett zu drucken.

das spannende an jeder großstadt ist natürlich das nebeneinander (von miteinander möchte ich jetzt nicht sprechen) der kulturen und sozialen schichten. brennpunktbezirke wie kreuzberg (die gentrifizierung greift aber auch hier schon mächtig um sich) und neu-kölln zeigen dem besucher aus der provinz auch die hässliche seite unserer kapitalistischen gesellschaft:

winkel, die der normale berlin-tourist nicht durchstreift. der setzt sich dann lieber in eine art "motorisierte kutsche", die aussieht, als wären ihr die pferde abhanden gekommen und lässt sich durch die schönen quartiere kutschieren - einfach nur lächerlich.

berlin scheint in manchen ecken geradezu überzuquellen vor ideen - so wie die plakatwände, die sich mit der zeit eine dicke schicht übereinander geklebter botschaften zulegen - ein kunstwerk für sich:

klar. wer hier ein haus besitzt, ist angesichts der manchmal ausufernden sprayfreude der mitbürger wahrscheinlich wenig angetan. selbst ampeln müssen da als kommunikationsplattform herhalten.

trotz allen unkenrufen einer chaotischen stadt, empfanden wir berlin mit seinen rund 4 millionen einwohnern als auffallend entspannt. nun gut...wir sind diesmal den üblichen hotspots aus dem weg gegangen. aber auch sonst waren es dank öffifahren nach und in berlin stressfreie tage zum "runterkommen" (irgendwie witzig: ein provinzler fährt in die großstadt zum runterkommen....). auch die unfreundlichkeit, die man den berlinern nachsagt (sofern man berliner trifft) können wir nicht bestätigen. ganz im gegenteil. berliner wirken ziemlich entspannt (auch wenn sie manchmal ein wenig kopflos herumsitzen...).

durch zufall stolperten wir dann auch noch in ein kleines fest in der kollwitzstraße, bei dem geld für den ausbau des abenteuer- und bauspielplatzes gesammelt werden sollte. ein paar musiker und bands spielten für null und unterstützten so das anliegen. erstaunt bekamen wir dann, als wir zwei radler bestellten, einen gösser naturradler aus der steiermark in die hand gedrückt. der sei - so die auskunft - im großhandel berlins am meisten nachgefragter radler.
das fest "kolle 37" führte uns aber auch vor augen, wie wichtig selbstinitiative ist. wie soll demokratie funktionieren, wenn man mit den leuten im nachbarhaus schon nichts mehr zu tun haben will. in berlin - da wo der kiez noch funktioniert - klappt das dann auch mit der basisdemokratie.

zum schluss noch ein wort zu den vielfach gescholtenen verkehrsbetrieben berlin und der deutschen bahn im allgemeinen. sowohl auf der fahrt nach und von berlin als auch innerhalb der stadt hat alles geklappt. und das darf man - angesichts des riesigen komplexen schienennetzes in deutschlands hauptstadt und dem ganzen land - doch auch mal lobend erwähnen.
noch mehr bilder von unserem kurztrip in die deutsche hauptstadt gibts hier nachfolgend zu sehen. viel spass.
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