
11
Jun
2014
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- Veröffentlicht: 11. Juni 2014

am nächsten tag war ein stopp in bad ischl unumgänglich, musste ich doch in der coolsten bar österreichs das beste pils österreichs trinken (ein trumer im k.u.k. hofbeisl). mit offenem verdeck fuhren wir über bad aussee ins ennstal und durch das wildromantische gesäuse nach niederösterreich. unsere erste unterkunft in göstling war zwar eine zeitreise in die siebszigerjahre (wc am gang) aber wir blieben ja eh nur eine nacht.

unser tagesausflug nach waidhofen an der ybbs entschädigte uns - ein schnuckliges altes städtchen, wo der milchkaffee im kaffeehaus schon "melange" heißt. eine etwas traurige sehenswürdigkeit: das alte fabriksgebäude des büromöbelherstellers bene mitten in der stadt. nach dem neubau auf der grünen wiese vor den toren der stadt muss das alte areal wohl schon sehr lange ungenutzt vor sich hin vegitieren - eigentlich schade. die ikonografischen bilder an der alten fassade identifizierten wir zunächst als chinesische schriftzeichen - erst bei genauerem hinsehen erkannten wir stilisierte produktabbildungen.

am freitag folgte das eindrucksvollste erlebnis unserer österreich-ausfahrt - die wanderung durch die berühmten ötschergräben (ca. 3h). vor ein paar jahren wurde der wunderschöne und abwechslungsreiche weg durch diese klamm zum schönsten wanderweg österreichs gekürt - wir finden zu recht. ein spektakel fürs auge sind da natürlich die wasserfälle - wir kamen bis zum mira-fall mit fast 90m höhe. am abend erholten wir uns in der ybbstherme göstling (solebad) und waren ca. 1h lang im fein warmen außenbecken (mit blick auf die umgebende natur) alleine. nach einer übernachtung in einer sauberen pension in gaming streiften wir baden bei wien (dort stellten sich gerade ein paar wunderbare oldies zur parade auf), tulln an der donau (für das schiele-museum war leider keine zeit mehr) und landeten schließlich im hotel/gasthof zur alten post in krems.

das einzigartige uralte gemäuer bot und zwar auch nur ein zimmer mit dusche/wc am gang, doch das war sauber, herrlich k.u.k.-nostalgisch und groß. der innenhof mit dem gastgarten entschädigte uns dann vollends für den geringeren komfort. wer nach krems kommt, muss unbedingt in diesem haus absteigen. am abend bestellte helga forelle und ich wiener tafelspitz. wo krems ist, ist das weinviertel nicht weit. so führte uns der sonntag zwangsläufig in das nahegelegene langenlois.

das erschreckend unpassend in die weinberge platzierte loisium (dekonstruktivistischer blechhaufen) habe ich nicht aus respekt sondern eher aus entsetzen fotografiert (ich bin eben ein fürchterlich romantischer nostalgiker). die kurvenreiche n schmalen sträßchen durch die weinberge begeisterten uns als cabriofahrer vollends, zumal wir als höhepunkt beim heurigen ein feines tröpfchen bekamen und ich mir eine blunzen (blutwurst) mit kren und senf gönnte. in der wachau war dann erwartungsgemäß mehr los als auf unserer bisherigen tour. hochtouristische orte wie spitz und dürnstein umfuhren wir, warfen von der gegenüberliegenden seite einen blick auf stift melk und landeten dann aber u.a. in maria taferl.
vom platz vor der walfahrtskirche hat man einen gigantischen blick auf die donau. als meine mutter vor vielen jahr starb, hinterließ sie mir einige souvenirs, die ich seitdem als erinnerung an sie schätze - darunter ein häferl mit dem motiv der kirche von maria taferl. als ich nun in einem der souvenir-kiosks eine ebensolche tasse suchte, fand ich in allen läden nur gleichförmig, einfach und billig produzierten kitsch made in china. dann kreuzten sich die blicke von edith praher und mir. ich erzählte der devotionalien-händlerin von meiner suche nach einem dieser original tassen (das erbstück meiner mutter ist aus dem jahre 1961). sie erinnerte sich an das alte - mit viel sorgfalt von einer österreichischen manufaktur hergestellte und bemalte souvenir, beteuerte jedoch, dass es das schon lange nicht mehr gäbe. seit 30 jahren würde sie hier in maria taferl souvenirs verkaufen und am 1. juli würde sie in pension gehen - allerdings mit einem lachenden und einem weinenden auge - wie sie sagte - denn sie müsse daheim ihre zwei alten eltern pflegen. dann tauchte sie aber doch ins lager ab und kam wenig später mit einer in altem papier eingewickelten tasse (häferl) zurück. die gold-umrandung der malerei war ausgebleicht aber das motiv - hurra - war tatsächlich das originale, wie ich es auch auf meiner geerbten tasse habe.

"dieses alte stück kann ich ihnen nicht verkaufen", meinte frau praher und setzte fort: "das kann ich ihnen nur schenken". ich strahlte überglücklich und mit mir frau praher. obwohl die tasse nichts kostete, ist sie mir mehr wert als alle neuen, massenhaft hergestellten souvenirs. "siehst du, es gibt noch wunder", sagte meine frau, die nicht daran geglaubt hatte, dass ich heute noch die selbe tasse wie vor über 50 jahren bekomme. nach unserer letzten übernachtung in grein an der donau ging's wieder heimwärts, allerdings nicht ohne unseren obligatorischen abstecher nach aying (von salzburg kommen kurz vor münchen). die brauerei von aying hat mit ihrem früheren werbespruch (der von der stadt münchen später gerichtlich verboten wurde) berühmtheit erlangt: "das schönste an münchen ist die straße nach aying". wir folgten ihr und genossen im schattigen biergarten vom ayinger bräustüberl eine halbe bier und ein halbes hennele. wieder daheim in lochau beschlossen wir, dass solche ausflüge körper und geist wohl tun und wir das bald wiederholen werden.
hier noch ein panorama-clip mit dem herrlichen ausblick von maria taferl auf die donau: