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- Veröffentlicht: 13. April 2021
in meinem alltag stolpere ich immer wieder über dinge, die mich schmunzeln, aufhorchen, staunen oder auch nur kopf schütteln lassen. und wenn ich das dann mit einem foto verewige, braucht's oft nicht lange, bis es hier in meinem blog der "weltöffentlichkeit" kundgetan wird. willkommen in meiner skurrilen welt der unscheinbaren botschaften.
beginnen wir im letzten jahr, als im lochauer bahnhof (wohlgemerkt weitab von wien und der weiten welt) der cat hielt. die grün-grauen züge, die üblicherweise den wiener flughafen mit der city verbinden, wurden wohl von der öbb ins ferne westliche bundesland geschickt, weil das beschaffungsdesaster der neuen regionalzüge noch eine zeit lang andauern wird. trotzdem flackerte da für ein paar sekunden - während ich da so am bahnsteig mit blick auf den see stand - ein kühner gedanke auf. was wäre, wenn das versprechen, das da in großen lettern auf der außenhaut der zuggarnitur prangte, eingelöst werden würde. ich setz mich in diesen zug und bin ruckzuck am flughafen. und von dort dann ab in die weite welt. die realität holte mich dann mit der durchsage "nächster halt bregenz hafen" rasch ein.
haltestellen sind generell ein spannender ort - wenn man die augen offen und die handy-kamera griffbereit hat. da dachte sich z.b. einer, er sei ein punk, wenn er andere als dumm betitelt. nein mein lieber, so einfach wird man nicht zum punk.
als mir und meiner frau kürzlich am pfänder eine horde deutscher mountainbiker am wanderweg fast in den rücken gefahren wäre, wurde ich laut und - zugegeben - etwas nationalistisch. auf meinen hinweis, dass dies ein wanderweg sei und für mountainbikes explizit gesperrt sei, meinte einer aus der truppe: "da oben steht ein schild, dass das ein radweg ist." und fuhr halsbrecherisch den wurzelweg weiter. einige tage später kamen wir an diesem schild wieder vorbei (siehe foto). "oh mein gott," dachte ich bei mir. "hoffentlich begegne ich dieser hirnlosen truppe nicht mal im straßenverkehr, wenn sie hinterm steuer ihrer autos sitzen". eine umfrage hat übrigens mal ergeben, dass autofahrer schon zwei jahre nach der führerscheinprüfung mit verkehrschildern (ausgenommen geschwindigkeitsbeschränkungen und stop-tafeln) nichts mehr anfangen können. so wird dann das fahrrad im roten kreis zur markierung einer fahrradspur. auweh.
aber es gibt auch viele charmante hoppalas unter meinen visuellen entdeckungen. so leuchtete einige tage lang auf dem riesigen diesplay am neu gebauten vorarlberg-museum die meldung: "Fehler P". O.k. - dass der weiße mit "warzen" gespickte flak-turm, der auf das historische erdgeschoß gepflanzt wurde, optisch nicht jedermanns sache ist, ist klar. aber so viel mut zur selbstkritik hätte ich von den betreibern nicht erwartet.
namen und berufe müssen nicht immer zusammenpassen. meiner ist das beste beispiel. eigentlich sollte ich in irgendeiner fleischerei innereien säubern und nicht hier schlaue zeilen in die welt hauen. aber manchmal haben sich name und beruf(ung) dann doch zu einem grandiosen dreamteam zusammengefunden - die bilder unten zeigen es:
so...und jetzt endlich zur aufklärung, was es mit der headline dieses beitrags auf sich hat. kürzlich beim schlendern über das "trockendock" des lochauer hafens, fiel mir ein bootsname auf, der hinter der plane, mit der das segelboot winterfest gemacht worden war, hervorlugte. "wow", dachte ich bei mir, "die lgbt-bewegung ist nun auch in meinem dorf angekommen - gratulation". bei näherer untersuchung stellte ich jedoch fest, dass sich die sexuelle ausrichtung des bootes beim anheben der plane als "lesbianca" herausstellte (schätze mal "die weiße" oder so...).
ein anderer bootsbesitzer (ich glaube es war in konstanz) - nämlich manfred - auch manni genannt - ist nicht nur leidenschaftlicher segler sondern wäre schon als bub gerne indianer gewesen. anders ist der geniale wortwitz für den namen seines bootes nicht zu erklären. gut gemacht.
und weiter geht's mit kreativen schreibweisen. an der hauswand eines linzer mietblocks sprang mich - trotz seiner reduziertheit und spartanischen kommunikationsfreude - diese "signatur" an. "ja eh klar - dumme bildungsferne schichten - wände bekritzeln, das können sie." war der erste gedanke. doch dann löste das kleine wort was aus: vielleicht sollten wir weniger quatschen und mehr tun.... also ein "tun-fisch" werden. hmmmm.....
beim thema werbesprüche, slogans etc. schäm ich mich zwar regelmäßig über die erbrochenen wortfetzen meiner berufskollegen (ich hab da auch schon ein paar schlimme dinger abgeliefert - früher.), trotzdem fallen mir auch immer wieder extrem gute beispiele auf. so geschehen beim (endlich wieder mal) fein essengehen. diesmal im tschofen in der bludenzer altstadt. "einst" und "weilen" stand da auf der speisekarte. das hat was. da ist jemand wirklich in unsere schöne sprache eingetaucht. einstweilen, einst und (ver)weilen steckt da drin. das alte gemäuer wurde sehr gekonnt in die gegenwart geholt und ist jetzt ein zentrales schmuckstück am platz, das gelegenheit zum gemütlichen verweilen bietet. da war eine textliche könnerin dran, die jedoch hier nicht veröffentlicht werden möchte. trotzdem gratulation.
kreativ gingen auch die senfmacher aus lustenau an ihre neuen schicken (und leckeren) sorten im glas heran. klar, deutschlehrern mag das wortspiel mit dem englischen "garlic" für knoblauch und dem russischen kosmonauten gagarin ziemlich herbeigewürgt vorkommen, aber ich fand's lustig - zumal ich eine generation bin, die mit dem namen juri gagarin tatsächlich noch was anfangen kann. thumbs up!
als alter nostalgiker sprang mich kürzlich auch die noch recht gut erhaltene reklame am schaufenster eines geschlossenen hörbranzer geschäftslokals an: ach ja....da gab's doch mal firmen wie nokia. und der damalige slogan erscheint heute den einen vielleicht anachronistisch, mir jedoch als weise und prophetisch. vielleicht wären wir der zeit tatsächlich voraus, wenn es diese blinkenden, piepsenden zeitkiller in unserer hand (sprich smartphones) nie gegeben hätte. wir hätten uns alle - so wie nokia - diesem satanischen trend widersetzen sollen.
und vor zwei jahren habe ich dann auch - praktisch im vorbeispazieren - meine letzte lektion in sachen aufklärung bekommen. denn seit damals weiß ich, wo die kleinen bagger herkommen. da gibt's den mama-bagger und den papa-bagger und wenn die ordentlich miteinander schaufeln dann kommt irgendwann ein baby-bagger dabei heraus.
die wunderbarsten dinge im leben passieren zufällig - glaubt es mir. beim morgendlichen blick aus dem fenster entdeckte ich diesen liebesgruß unseres vn-austrägers - mit seinen reifen beim ein- und ausparken - liebevoll in den jungfräulichen schneebelag gefräst.
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